Vorbereitung auf Zweitliga-Saison läuft
Geschrieben von
y4u am
Freitag, 12. August 2011
VOLLEYBALL 2. BUNDESLIGA SÜD: SWE Volley-Team Erfurt
Erfurt. (12.Aug.11/ Stephan Siegl) Während für Trainer Heiko Herzberg die Vorbereitung auf die Mitte September beginnende neue Saison in der 2. Bundesliga bereits direkt nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga begann, so müssen seine Damen seit dem 1. August wieder schwitzen. Zweimal täglich bitten Heiko Herzberg, Co-Trainer Grzegorz Bienkowski und Athletik-Trainer Sven Großner den momentanen Neuner-Kader zum Ball- bzw. Krafttraining oder in den nahe gelegenen Steigerwald. Was es heißt eine schlagkräftige Truppe nach dem Abstieg aus der Eliteliga zusammen zu bekommen, um nicht nur im Mittelfeld dahin zu darben, weiß Erfurts Trainer Heiko Herzberg spätestens seit diesem Sommer. Zwangsläufig verließen die Profispielerinnen Young, Cordonier, Kovacs und Slack den Absteiger, da man sich im Unterhaus das nicht leisten kann. Hinzu kommen berufs- oder studienbedingte Zwänge, die ein Ausscheiden von Spielerinnen nicht verhindern können. So zum Beispiel lassen es die Arbeitszeiten von Mittelblockerin Juliane Hoppe nicht mehr zu, das intensive Training zu bestreiten. Auch Zuspielerin Christel Fröhlich, die ein Studium auf Lehramt absolviert, wollte die Doppelbelastung nicht mehr auf sich nehmen. Selbst ein Entgegenkommen Herzbergs bezüglich der Trainingsbeteiligung konnte sie nicht zum bleiben veranlassen. Dem nicht genug, verließ auch Kapitän Jil Döhnert wieder die thüringische Landeshauptstadt. Allerdings nicht freiwillig und auch äußerst ungern. Wäre es den Verantwortlichen gelungen, ihr eine Ausbildung im Verwaltungsdienst zu beschaffen, so hätte sie ohne zu zögern ihre Unterschrift unter einen Vertrag gesetzt. Doch in Zeiten wo der Rotstift im Freistaat das meistbenutzte Schreibgerät der Ministerien ist, gelang das trotz intensivster Bemühungen nicht. Der Weg von Jil Döhnert geht deshalb zurück in ihre Heimat nach Münster, wo man diese Probleme scheinbar nicht kennt und sie ihren Wunschberuf erlernen kann. Ähnliches Schicksal scheint Diagonal-Angreiferin Annika Lüttge zu treffen. Nach ihrer vor wenigen Tagen stattgefundenen Hochzeit mit ihrem langjährigen Freund Volker heißt sie jetzt übrigens Müller. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle! Auf der Suche nach einer Referendariatsstelle für die zukünftige Gymnasiallehrerin für Sport und Biologie konnte auch hier nicht geholfen werden. Trotz oft zitierten Lehrermangels im "Grünen Herz von Deutschland" scheut sich der "Rotstift" nicht vor dem Wort: Bildungspolitik! Anders dagegen in Rheinland-Pfalz, wo die Frischvermählte nun ihr Referendariat im beschaulichen Altenkirchen begann, weit entfernt von Mann und Mannschaft. Etwas mehr Glück dagegen hatte Libera Jana Illiger. Die frischgebackene Realschullehrerin für Sport und Sozialkunde bekam auf den letzten Drücker eine Stelle in Berka an der Werra, muss allerdings täglich 200 km zwischen ihrem Arbeitsort und Erfurt pendeln. Dass sie dennoch weiter Volleyball beim SWE Volley-Team spielt, erfreut sowohl Heiko Herzberg als auch die Anhänger. Ebenfalls nicht mehr im Kader ist Beate Brabetz. Nach über anderthalb Jahrzehnten Zugehörigkeit zur ersten Mannschaft und zwei Spielzeiten in der 1. Bundesliga, klingt die Karriere der 43-Jährigen nun in der Regionalligamannschaft langsam aus. Doch so bitter wie die vielen Abgänge für die Erfurter und ihren Trainer sind, gibt es dennoch auch gute Nachrichten, die Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison 20011/12 machen. Mit Maria Völker und Saskia Leonhardt konnten zwei Stützen gehalten werden, die eine Ausbildung bei der Sparkassenversicherung begonnen haben. Hartnäckigkeit des Trainers zahlte sich auch bei Elena Messer aus. 15 Jahre Leistungsvolleyball und eine höhere berufliche Belastung waren für Elena Messer Grund, ihre Karriere zu beenden. Doch nach mehreren Gesprächen zwischen beiden, ließ sich die 29-Jährige Physiotherapeutin umstimmen und hängt noch eine Serie dran. Zwar ist sie damit jetzt die "Volleyball-Oma" im Team, aber eine der wichtigsten Stützen der neu formierten Mannschaft, was sie mit Leistung auf dem Feld unter Beweis stellen wird. Zwei Spielerinnen, die ebenfalls über Bundesligaerfahrung verfügen, sind gänzlich neu beim SWE Volley-Team. Die erst 17 Jahre alte Antonina Stautz kommt aus der 2. Bundesliga-Nord vom SC Langenhagen nach Erfurt und wird neben ihrer schulischen Ausbildung am Sportgymnasium, ihr Talent am hohen Netz beweisen. Die zweite Neue dürfte dem eingefleischten Volleyballfan nicht unbekannt sein: Manja Simmank. Richtig muss es jetzt heißen Manja Noack. Denn auch sie heiratete kürzlich. Ebenfalls einen herzlichen Glückwunsch und alles Gute dem Ehepaar Noack! Nachdem das Familienglück mit dem kleinen Töchterchen nun perfekt ist, will Manja noch einmal angreifen und als Zuspielerin die Geschicke auf dem Feld des Zweitligisten lenken. Nach der Babypause schindet sich die vormalige Suhlerin und durch die Dresdner Volleyballschule gegangene 22-Jährige besonders für ihre Rückkehr auf das 162m² große Spielfeld. Zwar ist es nicht gelungen ihr eine zweite Zuspielerin zur Seite zu stellen, aber in der Not gibt es auch hier einen Plan B: „Wenn es sein muss, dann trau ich mir das auch zu“, so Elena Messer für den nicht erhofften Ausfall von Manja. Komplett neu wird die Erfurter Mitte sein. Nachdem alle drei Mittelblockerinnen nicht mehr da sind, läuft alles auf ein Jugend-Trio hinaus. Mit Anna Glief, Julia Herz und Lisa Erdmann könnten drei Nachwuchsspielerinnen aufrücken. Sie testet Heiko Herzberg derzeit im Training. Sollte nicht noch eine überraschende Verpflichtung einer erfahrenen Spielerin gelingen, so dürfen sich alle drei demnächst vor größerem Publikum beweisen. Gewiss eine große Bürde, aber der Mensch wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben. Bei insgesamt drei Vorbereitungsturnieren wollen sich die Erfurter Damen die nötige Wettkampfhärte holen. Nach dem Turnier in Berlin-Rudow, folgt der heimische SWE-Cup am 3./4. September. Eine Woche vor dem Punktspielstart am 17. September beim VC Olympia Dresden, bildet das Traditionsturnier in Grimma den Abschluss der Vorbereitung. Nach dem Saisonziel in seinem vierten Trainerjahr in der Blumenstadt befragt, mied Heiko Herzberg wohl bewusst das Wort Wiederaufstieg. Groß war der Aderlass und stark erwartet er die Konkurrenz aus Lohhof und Sonthofen. Alle drei Vereine eint übrigens eine Erkenntnis: Eine 1. Bundesliga zu schultern, ist verdammt schwer.
12.Aug.11 / Stephan Siegl