Gretsch behält die Nerven und Gelb

RADSPORT: Internationale Thüringen Rundfahrt U23  
 
Erfurt. (14.Jun.08/Buchmann) Das Finale der 33. Thüringen Rundfahrt war ein einziger Krimi. Der zweite Gesamtsieg eines Rennfahrers aus der Elxlebener Radsportschule war in Gefahr. Bei strömenden Regen musste Patrick Gretsch gestern auf den letzten Hainleite-Kilometern rund um den Steigerwald eine Attacke nach der anderen parieren. Am Ende der letzten quälenden Klettertour hinauf zur Arnstädter Hohle aber schien die Sonne. Für den Erfurter wie für das Thüringer Energie Team. Mit einer bemerkenswerten Energieleistung sicherte sich der 21-jährige Juniorenweltmeister von 2004 auf der 6. und letzten Etappe, die über 158 km rund um die Hainleite führte,  den vorher kaum erwarteten  Gesamtsieg bei der 33. Internationalen Thüringen Rundfahrt der U 23. Einen Tag, nachdem er mit einem Triumph beim 33 km langen Einzelzeitfahren in Bad Berka das Gelbe Trikot errungen hatte, genügte ihm am Ende ein 19. Rang in der Spitzengruppe, der nur der Tagessieger Laurent Beureut aus der Schweiz um zwei Sekunden enteilt war. Morgen wird zur Jagd geblasen. Die Voraussage, die Trainer Jens Lang gestern morgen am Start vor der Thüringenhalle traf, erfüllte sich schneller als befürchtet.  Über Nacht war sein Thüringer Energie Team vom Jäger zum Gejagten geworden. Die knappen Zeitabständen zwischen den Top-Ten der Gesamtwertung, Rückstände der Führenden, das Profil der Hainleite-Runde und einige heftige Prisen Kantenwind  sorgten schon nach 50 Kilometern für Alarm im Mannschaftwagen des Thüringer Energie Teams. Gleich drei Franzosen mit dem Gesamtzweiten Gallopin, der Schweizer Beuret, der Berliner Geschke und der Österreicher Brändle fuhren bis nach Sömmerda einen Minutenvorsprung heraus. Gemeinsam mit den Brandenburgern um den deutschen Meister Martin Reimer mussten die Thüringer nun mit Mann und Maus selbst auf die Jagd. Und das bei einem Höllentempo, das auf keiner Marschtabelle vorgesehen war. Die Strapazen wurden belohnt: Als es am Erfurter Steigerwald zum dritten und letzten Mal in die 2-km-Bergrunde ging, lag nur noch Beuret an der Spitze, die über Tausend Zuschauer, die die hohle Gasse säumten, mussten ihren Gelben aber noch einmal lautstark antreiben. Da nun musste der Erfurter dem Schweizer Marcel Wyss, in der Gesamtwertung nur 19 Sekunden zurück, hinterher hetzen. Mit letzter Kraft, und mit Erfolg. Verdienter Tagessieger wurde der Schweizer Laurent Beuret, der zwei Sekunden Vorsprung vor dem Verfolgerfeld rettete und die Hainleite-Etappe nach 3:45:23 Stunden vor dem Briten Jonathan Bellis und dem Australier Glen O`Shea als Erster beendete.  „Ich bin in Gotha mit der Hoffnung gestartet, um am Ende unter die ersten Zehn zu kommen“, freute sich der Erfurter Zeitfahrspezialist. „Umso glücklicher bin ich, dass ich mein Gelbes Trikot  auch bei dem höllischen Tempo und den vielen Attacken am Schluss verteidigen konnte.“ Ein schönes Trostpflaster für den 1,88 m großen Schlacks aus Ringleben, der nach der verpassten Olympiaqualifikation mit dem deutschen Bahnvierer schon Aufmunterung nötig hatte. Ein schöner Erfolg auch für das von Jörg Werner und Jens Lang gelenkte Energie-Team, das zu den jüngsten Mannschaften im 120 köpfigen Feld aus 12 Ländern zählte. Der Radklassiker Rund um die Hainleite, der auf verkürzter Distanz erstmals als Schlussetappe der U 23-Rundfahrt ausgetragen wurde, erwies sich als letzter großer Prüfstein für die Weltelite der Jungprofis. „Die Hainleite nach dem vorläufigen Aus als Rennen der Pro Tour Profis in die Thüringen Rundfahrt zu integrieren, erwies sich als Volltreffer“, erklärte Jörg Werner für die Teamspirit GmbH, die im Auftrag des Thüringer Radsportverbandes erstmals für die Ausrichtung der Rundfahrt mit dem UCI-Status 2.2. verantwortlich zeichnete. Auch Kai Röckert zeigte sich nicht nur mit dem sportlichen Erfolg zufrieden. „Das war eine rundum runde Rundfahrt“, erklärte der 38-jährige Rennleiter am Ende der Sechstagetour, „und daran haben alle Helfer und Mitarbeiter unseres Organisationsteams gleichemaßen Anteil. Bei uns war Teamwork Trumpf.“
 
6. Etappe, Rund um die Hainleite, 157,8 km:  1. Laurent Beuret (Schweiz) 3:38:00 Stunden, 2. Jonathan Bellis (Großbritannien) 2 Sekunden zurück,   3.Andreas Stauff (Gera/Milram), 4. Glen O`Shea (Australien),  5. Domenik Klemme (Bielefeld/ 3 C Gruppe), 6. Roman Kononenko (Ukraine), 7. Paul Voss (Bielefeld/3 C Gruppe),  8. Robert Sydlik (Bochum/Vlasseroot),  9. Pawel Cieslyk (Polen),  10. Martin Schöffmann (Österreich), …19. Patrick Gretsch (Erfurt/Thüringer Energie), … 35. John Degenkolb (Gera/Thüringer Energie) alle gleiche Zeit.

Gesamtwertung nach 724 km: 1. Patrick Gretsch (Erfurt) 17:18:05 Stunden, 2. Martin Reimer (Brandenburg) 18 Sekunden zurück, 3. Tony Gallopin (Frankreich) 18 s, 4. Marcel Wyss (Schweiz) 19 s, 5. Domenik Klemme (Bielefeld) 21 s, 6. Glen O`Shea (Australien) 51 s, 7. Reni Cusin (Frankreich) 1:04 Minuten, 8. Martijn Keizer (Niederlande) 1:20, 9. Paul Voss (Bielefeld) 1:21, 10. Matthias Brändle (Österreich/Ista) 1:28, …16. John Degenkolb (Gera/Thüringer Energie) 2:25.

ZGT-Trikot des Punktbesten: 1. Beuret (Schweiz) 63, 2.  Stauff (Gera/Milram) 43, 3. Klemme (Bielefeld/3 CGt), 4. Degenkolb (Thüringer Energie).

Bergwertung: 1. Schöffmann (Österreich) 33, 2. Hans (Mapei/Stuttgart) 25, 3. Geschke (Berlin/Bianchi) 19.

Sprintwertung: 1. Klemme 11, 2. Kononenko (Ukraine) 6, 3. Gallopin (Frankreich) 5.

Nachwuchsfahrer: 1. Gallopin, 2. O`Shea (Australien), 3. Keizer (Niederlande).