(K)eine Frage des Alters

FUSSBALL: Alti’s EM-Tagebuch France 4
 
 

Erfurt. (16.Jun.16) Seit heute Abend hat das Turnier auch sein erstes torlose Spiel und Weltmeister Deutschland hat entgegen aller Erwartungen das Ticket für das Achtelfinale noch nicht gelöst. Unser EM-Experte hat wieder einmal genauer hingeschaut. Jörg Altenfelder, Spieler und Trainer rundum Erfurt, schreibt über seine Eindrücke in Alti’s EM-Tagebuch France …
 
Jung gegen Alt, das ist in vielen Spielklassen auch heute noch ein beliebtes Trainingsspiel. Gewinner sind oft die Älteren, was auch kein Zufall ist. Während sich die jungen Wilden abrackern, überzeugen die Oldies mit Erfahrung, Routine und Übersicht. So geschehen auch beim Spiel der Italiener gegen Belgien. Die talentierten Belgier mühten sich nach Kräften und versuchten die Squadra Azzurra mit hoher Laufbereitschaft müde zu spielen. Am Ende waren sie jedoch selber platt, während die Italiener noch jede Menge Luft zum Jubeln hatten. Die Spanier sind mit anderen Mitteln zum Erfolg gekommen. Ihr Rezept gegen Tschechien war die Geduld. In dem Wissen, auch in der letzten Minute noch ein Tor schießen zu können, zogen sie ihr Spiel durch und wurden dafür belohnt. Ihrer Mentalität entsprechend operierten die Isländer ganz anders. Mit Kampf und Leidenschaft zogen sie den Portugiesen den Zahn und holten einen verdienten Punkt. Dass das Ronaldo gar nicht gefallen hat, ist indes nicht überraschend. Er ist zwar einer der besten Spieler der Welt, leider aber auch einer der schlechtesten Verlierer.
Schlechte Verlierer waren die Polen gegen Deutschland nicht. Natürlich schon allein deshalb nicht, weil sie ja nicht verloren haben. Im ersten torlosen Spiel dieser EM verdiente sich unser Nachbarland das Remis redlich und zeigte dabei, wie man das deutsche Team am besten knacken kann: Hinten kompakt und tiefstehend, im Umschaltspiel laufstark und vorn torgefährlich. Einzig die Chancenverwertung war miserabel, aber genau deswegen wird Polen ja auch kein Europameister. Warum gegen die kopfballstarken Verteidiger schon wieder Mario Götze als Spitze aufgestellt wurde, wird das Geheimnis unseres Bundestrainers bleiben. Zwar hat Namesvetter Gomez auch keinen Stich gesehen, nur wurde er von seinen Mitspielern gar nicht erst angespielt. Sehr merkwürdig, aber er scheint innerhalb der deutschen Mannschaft wohl keine Lobby zu haben. Ansonsten ist nichts Schlimmes passiert, mit dem Unentschieden kann man sehr gut leben. Denn gegen Nordirland wird man nicht verlieren, auch wenn im Fußball alles passieren kann ...

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