Neue Herausforderung
Geschrieben von
y4u am
Donnerstag, 20. Juni 2013
HANBBALL: Interview
Nadja Bolze (Thüringer HC)
Erfurt. (19.Jun.13/ Roman Knabe)
Zu einem ungewöhnlich späten Zeitpunkt, der THC hatte ja das Ende
seiner Personalplanung bekannt gegeben, kommt nun noch eine
unerwartete Nachricht. Nadja Bolze verlässt den Thüringer HC und
sucht beim SV Union Halle-Neustadt eine neue Entwicklungschance.
Verletzt musste sie zusehen, wie die zweite Mannschaft des Vereins
zum Saisonende in den Abstiegsstrudel geriet. Ihr im März erlittener
Fußbruch erlaubte der Top-Torschützin der Mannschaft in der dritten
Liga Nord (141 Treffer bis zum 19.3.) keinen Einsatz mehr. Roman
Knabe sprach mit ihr.
Hallo Nadja, Du bist ja mit Abstand
die Spielerin im Bundesligateam mit der längsten
Vereinszugehörigkeit ...
Ja, 1998 habe ich im Nachwuchs
begonnen. Nach schönen und erfolgreichen Jahren im Jugendbereich
(Deutscher Meister 2006 und 2007) spiele ich seit der Saison
2007/2008 in der 2. Frauenmannschaft und durfte auch schon
Bundesligaluft schnuppern. Neben der beruflichen Ausbildung war es
nicht immer einfach, Beruf und Sport unter einen Hut zu bringen. 2011
gelang es mir, den Sprung in den Kader der Leistungsmannschaft zu
schaffen, die Spielpraxis holte ich mir in der zweiten Mannschaft.
(Anmerkg. der Red.: In der Saison 2011/12 knackte Nadja die
200-Treffer-Marke der Liga)
Nun hast Du Dich entschieden,
doch noch einmal den Dir vertrauten Verein, die familiäre Umgebung
zu verlassen. Was hat Dich dazu bewogen?
Ich bin mit der
Mannschaft eng verbunden und werde es auch bleiben. Ich habe lange
gebraucht, um eine für mich gute Lösung zu finden. Herbert Müller
bescheinigte mir nach der vergangenen Saison eine gute
Leistungsentwicklung und plante mich vorrangig für die
Rechtsaußenposition. Das konnte ich aufgrund der starken Besetzung
im Rückraum und am Kreis verstehen. Ich hatte Bedenken auf der
Außenposition mit zwei starken Linkshändern, meinen Platz zu
finden. Als dann der Abstieg der "Zweiten" feststand,
suchte ich nach einer anderen Entwicklungsmöglichkeit. Das konnte
nur noch ein Vereinswechsel sein, denn mit dem 23. Geburtstag war ja
kein Doppelspielrecht oder eine Ausleihe mehr möglich. Ich empfinde
also Wehmut und Freude zugleich und werde dem Verein, dem ich meine
bisherige Entwicklung verdanke, weiter verbunden bleiben. Auch als
Vereinsmitglied.
Wie kam es zum Wechsel zum SV Union Halle
Neustadt?
Ich möchte viel spielen, auf den Positionen, auf
denen ich bisher erfolgreich sein konnte. Familie und Freundeskreis
sollen erreichbar bleiben. Da bot sich Halle als Team im Vorderfeld
der 2. Bundesliga förmlich an. Als ich dann erfuhr, dass für diese
junge Mannschaft noch Spielerinnen gesucht werden, suchte ich das
Gespräch. Der Zeitpunkt lag nach dem Meisterschaftstermin und meine
Entscheidung war bis zur offiziellen, immer sehr stimmungsvollen
Verabschiedung von Spielerinnen, noch nicht gefallen. Als mir dann
Trainer Mihal Lukacin Einsätze auf der Rückraum-Rechts-Position
zusagte und mir auch die berufliche Entwicklungschance gefiel, habe
ich das Gespräch mit Herbert Müller gesucht und danach meine
Entscheidung getroffen.
Berufliche Entwicklung?
Nach
einem freiwilligen sozialen Jahr sowie der Ausbildung zur
Sozialassistentin werde ich Ende Juli meine Ausbildung als "Staatlich
anerkannte Erzieherin" abschließen und kann dann in Halle auch
als Erzieherin arbeiten. Ich habe den Eindruck, dass in Halle vieles
so gehandhabt wird, wie ich es vom THC kenne. Der Verein stellt sich
hohe Ziele, will möglichst die Saisonplatzierung als Fünfter der 2.
Bundesliga noch verbessern und braucht dazu auch motivierte
Spielerinnen.
Wie schwer fällt Dir der Abschied von
Familie und Freunden?
Mit 23 denke ich, sollte man den
Abschied vom "Hotel Mama" schon vollziehen können. Aber
wenn ich Sehnsucht nach der Familie, der ich sehr viel verdanke,
verspüre, dann ist Erfurt nur eine gute Autostunde weit entfernt.
Ich hoffe, dass ich schnell einen neuen Freundeskreis finden werde.
Ein Anfang ist ja schon da. Dagmar Stuparicova, sie kenne ich ja von
ihrer Zeit beim THC, spielt ja erfolgreich im Hallenser Team.
Vielen
Dank für das Gespräch, Nadja. Wir wünschen Dir eine gute und
möglichst verletzungsfreie Saison!
19.Jun.13 / Roman Knabe