Wir wollen oben mitmischen
Geschrieben von
y4u am
Freitag, 21. Juli 2017
HANDBALL: Interview
Herbert Müller (Thüringer HC)
Erfurt. (18.Jul.17/ Hans Joachim Steinbach) "Es geht wieder los – wir wollen alles
dafür tun, um Bietigheim zumindest zu ärgern!" .. Hans
Joachim Steinbach sprach zu Saisonbeginn mit Herbert Müller und traf
den THC-Cheftrainer in gewohnt positiver Verfassung.
Gestern seid ihr in die
Saisonvorbereitung gestartet. Sind alle gut aus der Sommerpause
zurück?
Ich bin gut aus dem
Urlaub gekommen und die Mannschaft ist auch vollzählig da. Ich freue
mich sehr auf die Mädchen. Wir haben sechs Neue auf sechs
Positionen, sozusagen eine neue Mannschaft. Auch die Mannschaft freut
sich darauf, den Umbruch anzugehen. Seit der Saison 2013/14 mit
Alexandrina Barbosa sind wir das erste Mal stärker als im Vorjahr
aufgestellt. Bisher haben wir immer Top-Spielerinnen nach der Saison
abgegeben, jetzt haben wir Top-Spielerinnen dazu bekommen. Wir sind
definitiv stärker aufgestellt und wollen Bietigheim zumindest
ärgern.
Wo liegen die neuen Stärken?
Wir sind nicht nur auf
einer sondern auf etlichen Positionen stärker. Klar haben wir mit
Manon Houette und Crina Pintea auch wieder Top-Spielerinnen verloren
und das Karriereende von Katrin Engel schmerzt ebenfalls, aber wir
haben uns doch super gut ergänzt. Mich freut besonders, dass wir
junge, deutsch sprechende Spielerinnen, geholt haben. Das ist
ausbaufähig, auch über die nächsten Jahre. Ich finde schon, in
diesem Team steckt enormes Potential, wir sind in der Breite stärker
und auf manchen Positionen sogar doppelt bis dreifach stark besetzt.
Der Abschied von Katrin Engel kam
überraschend, auch für Dich?
Ja schon. Katrin Engel
ist eine ganz besondere THC-Spielerin, eine THC-Instanz. Über alle
Jahre mit mir hat sie hier großartige Spiele gezeigt und manchen
Titel, gerade in den ersten beiden Jahren, erst durch ihre
entscheidenden Tore möglich gemacht. Sie hat nach dem
Nationalmannschaftslehrgang darum gebeten, sie aus dem Vertrag zu
entlassen, weil sie sich nunmehr beruflich und privat anders
orientieren möchte. Dieser Bitte sind wir nachgekommen. Sie wird uns
natürlich fehlen. Aber Katrin wird noch gebührend verabschiedet,
sie bekommt noch ein Abschiedsspiel. Das wird ein besonderes Spiel zu
einem besonderen Anlass.
Die Lücke wurde noch vor
Saisonbeginn geschlossen?
Ja, wir wussten ja um die
Situation in Leipzig und dass Alex Mazzucco noch auf dem Markt war,
und wir sind mit ihr schnell einig geworden. Ich bin echt froh, dass
sie zu uns gestoßen ist. Sie ist jung, dynamisch, schnell - bringt
enorm viel Potential mit und kann auch wieder den Sprung in die
Nationalmannschaft schaffen.
Insolvenz und Zwangsabstieg in
Leipzig, was sagst Du dazu?
Mir persönlich tut
dieser Abstieg ungeheuer leid, für den Frauenhandball in
Deutschland, für Leipzig, für die Spielerinnen und Trainer. Die
Derbys, die Duelle mit dem HC Leipzig waren doch immer ganz besondere
Spiele, mit riesiger Zuschauerresonanz, enormer Spannung. Das war
auch eine kurze Auswärtsfahrt, wir werden sie sehr vermissen.
Und der Nachrücker, der HC Rödertal
– haben die überhaupt eine Chance in der 1. Liga?
Ich freue mich schon,
dass es Rödertal gewagt hat, eine Lizenz für die 1.Liga zu
beantragen. Jeder Neuling hat es schwer. Sie werden sich noch
verstärken, auch mit den restlichen Spielerinnen vom HC Leipzig, die
bisher noch nicht gewechselt haben. Wir haben mit dem HC Rödertal
sogar eine Kooperation vereinbart, wollen ein wenig zusammenwirken.
So wird es zu Saisonbeginn sogar eine Doppelveranstaltung geben. Die
Zweite trifft in der 1. Runde des DHB-Pokals auf den Aufsteiger und
die erste wird vorher noch ein Freundschaftsspiel gegen die
Rödertalbienen spielen. Auch Rödertal hat eine junge hoffnungsvolle
Mannschaft mit Zukunft.
Stichwort Saisonbeginn – ihr
beginnt gleich mit Champions League, wieder etwas Neues?
Ja, die Saison beginnt in
Nordhausen mit dem Qualifikationsturnier für die Champions League.
Ein großes Dankeschön an Helmut Peter, der mit der Autogruppe Peter
die Ausrichtung des Heimturniers möglich gemacht hat. Das wird ein
großes sportliches Event gegen starke Gegner, die auch meine
Wunschgegner sind. Über Hypo Niederösterreich brauchen wir nicht zu
rätseln, das ist ein großer Name im Frauenhandball Europas. Die
haben achtmal die Champions League gewonnen. Die anderen beiden, H65
Höörs HK, schwedischer Meister (unfassbar, dass sie im Finale
Sävehof geschlagen haben) und Mecalia Atletico Guardes, spanischer
Meister, haben wir noch nie gespielt. Wir wollen sie natürlich
bezwingen und uns für die Gruppenphase qualifizieren.
Dort kommt es aber mit der Gruppe C,
mit Vardar Skopje, Larvik HK und Budapest ganz schwer?
Die Gruppe ist definitiv
gleich wieder zu stark, hammerhart. Die schwerste Gruppe nach der
Gruppe Györ mit Rostow/Don. Aber schau‘n wir mal, ich will gegen
starke Teams spielen.
Starke Teams, das trifft auch auf
die Ligaspitze zu, wer spielt um die Meisterschaft?
Definitiv ist die Liga in
der Spitze nicht breiter, dafür aber stärker aufgestellt.
Bietigheim hat sich noch einmal mit Karolina Kudlacz enorm verstärkt,
aber ich tippe mal, mit 0 Minuspunkten gehen sie nicht durch die
Saison. Metzingen tritt noch stärker auf, hat mit Kobyllinska im
Rückraum rechts, mit einer Linksaußen von Györ, mit Shenia
Minewskaja und auch mit Isabelle Roch im Tor gewaltig aufgerüstet.
Aber ich glaube nicht nur an einen Dreikampf, um uns auch mit ins
Spiel zu bringen. Wir wollen da oben mitmischen. Die ganze Mannschaft
ist heiß. Klar, mit sechs Neuen, mit so einem Riesenumbruch müssen
wir erst zu uns finden. Buxtehude wird da auch noch dabei sein. Wenn
sie so eine Leistung wie im FINAL4 mal mit Konstanz zeigen, spielen
sie um die Meisterschaft mit.
Sind denn alle gesund, alle
Verletzten wieder an Deck?
Es ist schon noch
differenziert. Jana Krause ist noch in der Reha, wird aber bis zum
Saisonbeginn fit. Anika Niederwieser ist voll da, braucht noch
Kräftezuwachs, aber die Schulter funktioniert. Iveta Luzumova ist zu
100% wieder da. Ihre Hand ist ausgeheilt. Bei Beate funktioniert der
Finger wieder, das ist ebenfalls ausgeheilt. Der Fuß braucht jedoch
weiter eine Sonderbehandlung. Es gibt also für einige Spielerinnen
eine differenzierte Vorbereitung. Aber bis zum Saisonbeginn sollten
wir alles gesundheitlich fit hinbekommen. Auch Saskia Lang ist auf
einem guten Weg, hat ein Rehaprogramm. Wir stehen voll hinter hier
und werden abwarten, wie die HBF zum "Dopingvorwurf"
entscheidet. Wir sind zu 100% sicher, dass sich das aufklärt, dass
sie nichts "Verbotenes"
genommen hat.
thueringer-hc
18.Jul.17 / Hans Joachim Steinbach - Foto: Trautvetter (Archiv)