Ohne Ecken und Kanten
Geschrieben von
y4u am
Dienstag, 21. Juni 2016
FUSSBALL: Alti’s
EM-Tagebuch France 5
Erfurt. (21.Jun.16) Gut gespielt, als Gruppensieger in die KO-Runde und im
Achtelfinale wartet eine lösbare Aufgabe. Die Sonne scheint über
Fußballdeutschland. Unser EM-Experte hat wieder einmal genauer
hingeschaut. Jörg Altenfelder, Spieler und Trainer rundum Erfurt,
schreibt über seine Eindrücke in Alti’s EM-Tagebuch France …
Jeder Mensch ist anders
und hat seinen eigenen Charakter. Aber wo ist der eigentlich bei
unseren Nationalspielern? Wo sieht man bei Jemanden all das, was
einen Menschen ausmacht? Haben wir überhaupt eine echte
Persönlichkeit, die uns mit all ihren fußballerischen und
menschlichen Facetten begeistert? Das hat sich die Tage auch
Ex-Capitano Michael Ballack gefragt, der keinen solchen Spieler
gefunden hat. Ganz unrecht hat er nicht. Auch wenn er seine Kritik
nur auf die sportliche Leistung gegen Polen bezogen hat, so muss man
doch generell feststellen, dass im deutschen Team bis auf den
vorbildlich klartextredenden Jérome Boateng sowie den erfrischend
querdenkenden Thomas Müller kaum ein Charakterkopf zu finden ist.
Böse gesagt haben wir eigentlich schon seit Jahren nicht mehr als
eine weichgespülte Boygroup, die von einem schwäbischen
Fußballtrainer zusammengecastet wurde, der keine unbequemen Spieler
mag. Schade, aber so gehen uns wichtige Identifikationsfiguren
verloren.
Mit derartigen Dingen
müssen sich die Nordiren nicht beschäftigen. Während ihr Team auf
dem Platz aufopferungsvoll kämpft, holen die Fans im Stadion alles
aus sich heraus. Und obwohl oder gerade weil sie gegen uns keine
Chance hatten, kann man davor nur den Hut ziehen. Was unser Team
betrifft, war es der erwartete Sieg, mit dem man allerdings aufgrund
der katastrophalen Chancenverwertung nicht wirklich zufrieden sein
konnte. Reihenweise wurden klarste Gelegenheiten vergeben, Müller
hatte diesbezüglich vor allem in der ersten Halbzeit besonders viel
Pech. Ansonsten war es ja spielerisch gar nicht so schlecht. Der Ball
lief gut, Zug zum Tor war da. Bayerns Youngster Joshua Kimmich
überraschte als tolle Bereicherung, Mario Gómez rechtfertigte
seinen Einsatz mit dem goldenen Tor. Jetzt gilt es, das Achtelfinale
schmerzfrei zu überstehen, um für die Runde der letzten Acht
gewappnet zu sein. Denn spätestens dann wartet auf das DFB-Team ein
Gegner, der nur in bester Verfassung und mit der nötigen
Effektivität zu schlagen sein wird ...
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21.Jun.16 / Jörg Altenfelder - Foto: Trautvetter