Im Hexenkessel die Nerven bewahrt
Geschrieben von
y4u am
Dienstag, 04. November 2008
OBERLIGA DAMEN: HSV Apolda – TSV Motor Gispersleben 23:24
Apolda. (03.Nov.08/ Christian Roch) Dieses Spiel werden alle Beteiligten sicher lange in Erinnerung behalten. Nach zwei Jahren konnte erstmals eine Mannschaft dem amtierenden Landesmeister HSV Apolda wieder eine Niederlage in dessen Halle zufügen und dieses Kunststück gelang am Samstag den Damen von Handballoberligist TSV Motor Gispersleben. Es war schon erstaunlich, wie abgezockt die sonst nervlich oft labilen Gispi-Frauen in einem kurz vor dem Abbruch stehenden Spiel den haushohen Favoriten niederkämpften. Selbst als in der 41. Minute Apoldaer Rowdys das Spielfeld stürmten und die souverän agierenden Schiedsrichter Förster / Förster sowie die Gästespielerinnen attackierten, hatten die Schützlinge von Trainer Frank Stange die richtige Antwort parat. Sie spielten und kämpften als Mannschaft einfach immer weiter und verließen letztendlich das Parkett völlig zu Recht als Sieger. Zuvor hatte Apolda den besseren start hingelegt, war begünstigt durch viele technische Fehler und eine oft löchrige Abwehr schnell mit 7:4 in Führung gegangen. Doch schon zu diesem frühen Zeitpunkt deutete sich an, dass Gispi mittlerweile aus einem anderen Holz geschnitzt ist als in den vergangenen Jahren. Diesmal brach man nicht ein, man kämpfte sich über ein aggressives Abwehrverhalten zurück in die Partie. Besonders die rechte Abwehrseite um Tina Fuhrmann und Susanne Kaps arbeitete hervorragend und brachte den Motor somit endlich ins Laufen. Offensiv machte vor allem Franzi Lücke das Treiben verrückt, während Sandra Grimmig das Spiel nun sichtlich besser organisierte. So wurde der Rückstand in den verbleibenden Minuten bis zur Halbzeit in einen 14:11-Vorsprung verwandelt, woran auch Diana Reichardt im Tor der Gastgeberinnen mit ihrer Zweitligaerfahrung nichts ändern konnte. Doch wie gewonnen so zerronnen: Trotz klarer Vorgaben verspielte Gispi den Vorteil sofort nach der Halbzeit wieder. Ehe man sich versah, war die erfahrene Truppe aus der Glockenstadt beim 14:14 wieder im Spiel und nun entwickelte sich ein nervenaufreibendes Hin und Her. Gispersleben hatte die spielerische Linie zwar schon frühzeitig verloren, kämpfte aber vorbildlich und hatte in Claudia Hergt nun endlich eine mutige Fernwurfschützin. Apolda konnte jedoch zumeist ausgleichen. In der 41. Minute dann sicherlich die Szene des Spiels: Gispi-Küken Nicole Braun wird beim Konterlauf jäh gestoppt, als die Apoldaerin Lehnert ihr von hinten in die Beine läuft. Die Schiedsrichter zögerten keine Sekunde und zeigten die fällige rote Karte und verhängten zudem regelkonform den Siebenmeter. Diesen verwandelte Lücke etwas glücklich, als der Ball von der Latte allerdings deutlich sichtbar die Torlinie überquerte. Der Torpfiff rief nun wie beschrieben jene Chaoten auf den Plan, für die entstandenen Tumulte werden sich der HSV Apolda sicherlich noch zu verantworten haben. Der Gast ließ nicht nach und blieb durch starke Offensivaktionen sowie eine verschworen kämpfende Abwehrreihe weiter in der Vorhand. Doch noch in der Schlussminute überschlugen sich die Ereignisse erneut, als Gispersleben mit einem Tor in Führung liegend einen Siebenmeter verwarf. Den Abpraller sicherte sich der Gast jedoch und hatte nach einer Auszeit durch Stange eigentlich die Möglichkeit, die Zeit in Ruhe herunter zu spielen. Doch der Ball wurde vertändelt, Apolda bekam erneut die Chance zum Ausgleich. Der letzte Freiwurf blieb allerdings symptomatisch für diese Partie im Gisperslebener Block hängen und der Jubel der Randerfurterinnen kannte keine Grenzen. Trainer Frank Stange indes lobte stolz die starke Teamleistung seiner Damen ohne dabei zu verhehlen, dass er an der Seitenlinie während dieser Schlacht um Jahre gealtert sei. Nun geht es darum, am kommenden Wochenende bei einem weiteren Titelaspiranten in Ruhla noch einmal nachzulegen, denn dann kann man sich in der Spitzengruppe der Liga festsetzen.
Halbzeit: 11:14.
TSV: Holick, Ihle – Kaps (6), Grimmig (2), Fuhrmann (2), Nonne (1), J. Holick, Keller (1), Werlich, Schulze, Lücke (8), Hergt (3), Braun (1).
03.Nov.08 / Christian Roch