Herz ist Trumpf
Geschrieben von
y4u am
Sonntag, 03. Juli 2016
FUSSBALL: Alti’s
EM-Tagebuch France 7

Erfurt. (02.Jul.16) Getreu dem Motto, was lange währt, wird gut, hat die
deutsche Mannschaft in einem spannenden Krimi das Halbfinale
erreicht. Wer soll sie jetzt noch aufhalten? Unser EM-Experte hat
wieder einmal genauer hingeschaut. Jörg Altenfelder, Spieler und
Trainer rundum Erfurt, schreibt über seine Eindrücke in Alti’s
EM-Tagebuch France …
Er ist der flächenmäßig
zweitgrößte Inselstaat Europas, hat aber nicht viel mehr Einwohner
als Bielefeld. Er hat eine eigene Amtssprache, auch eine eigene
Währung. Der Nationalfeiertag ist der 17. Juni, wobei man ihn jetzt
auch zehn Tage später feiern könnte. Mit der Künstlerin Björk hat
das Land seinen eigenen Popstar, James Bond war aber auch schon mal
da. Wenn wir besagtes Bielefeld nicht hätten, das in diesen Tagen
gern als Größenvergleich herangezogen wird, würden wir vielleicht
immer noch nicht auf Island kommen. Dabei ist es so einfach. Man
braucht nur die Stichworte Wikinger und England mit einem für
Wortspiele bestens geeigneten Spieler namens Sigthorsson zu
verbinden, und schon hat man ein Fußballmärchen, das auch der
künftige Europameister nicht mehr toppen kann. Denn was die Isländer
bei ihrer ersten EM-Teilnahme leisten, ist einfach nur Klasse. So
viel ehrliche Leidenschaft und aufopferungsvollen Kampfgeist sieht
man heutzutage nur noch ganz selten, zu sehr ist das knallharte
Profigeschäft überall schon versaut. Und auch wenn es gegen
Frankreich wahrscheinlich nicht reichen wird, unsere Herzen haben die
Isländer auf jeden Fall erobert.
Viel Herz hat auch die
italienische Mannschaft gezeigt, die mit dem herrlich verrückten
Antonio Conte genau den richtigen Trainer hatte. Mit seiner
taktischen Brillanz und unnachahmlichen Emotionalität hat er seine
Spieler zu einer verschworenen Gemeinschaft entwickelt, die wirklich
alles gegeben hat. Nichtsdestotrotz hat unsere Mannschaft das
verdiente Glück gehabt. Aber was war das eigentlich für ein
Elfmeterschießen? So ein Nervenspektakel hat auch ein Manuel Neuer
noch nicht erlebt. Erst als uns der Kölner Jonas Hector erlöste,
konnten wir endlich durchatmen. Jetzt ist der Weg zum Titel frei.
Keines der noch im Turnier verbliebenen Teams ist in irgendeiner Form
besser, als das DFB-Team. Ein Selbstläufer wird es natürlich
dennoch nicht. Jedoch sollte man sich jetzt nicht mehr die Butter vom
Brot nehmen lassen ...
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02.Jul.16 / JörgAltenfelder - Foto: Trautvetter